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DSLR, System- oder Kompakt-Kamera? Wir liefern Dir endlich einen Durchblick im Kameradschungel!

Die Kamerahersteller haben in den vergangenen Jahren ihr Sortiment ganz schön erweitert. Toll, weil für jeden etwas dabei ist. Aber man verliert auch schnell den Durchblick. Mit diesem Artikel geben wir Dir einen Überblick über die verschiedenen Kameratypen und ihre Eigenschaften.

Fotografieren wurde durch die Digitalisierung immer günstiger und die Einstiegshürde dadurch immer niedriger. Klar, dass über die Jahre hinweg immer mehr Hersteller auf den Trend aufgesprungen sind und unterschiedliche Kamera-Typen für verschiedene Anwendungszwecke und Nutzerbedürfnisse hergestellt haben.

Das hat einerseits den Vorteil, dass für jedes Bedürfnis und jeden Anspruch ein Kameramodell auf dem Markt zu finden ist. Bringt allerdings auch den Nachteil mit sich, dass man sehr leicht den Überblick im Kameradschungel verliert. Mit diesem Artikel geben wir Dir einen Überblick über die verschiedenen Kameratypen und ihren Eigenschaften.

Wir werden die Kameras in fünf Gruppen einteilen: Kompaktkameras, spiegellose Kameras, DSLRs, Mittelformatkameras und die Exoten. Die letzten beiden Gruppen kannst Du direkt vergessen. Denn wenn Du so eine Kamera nutzt, brauchst Du keine Einführung mehr. 🙂

1. Kompaktkameras

Kompakte Kameras (auch bekannt als Point-and-Shoot) war möglicherweise Deine erste Kamera. Das auch zurecht: Kompaktkameras sind sehr praktisch, weil sie günstig, klein, leicht und –umgangssprachlich gesagt – idiotensicher sind. Der englische Name beschreibt die Funktion schon ziemlich genau: einfach auf ein Objekt zielen und den Auslöser drücken. Den Rest erledigt die Kamera.

Der größte Vorteil von Kompakt­kameras ist ihre geringe Größe. Sie sind so klein und unauffällig, dass Du sie überall dabei haben kannst und sie griffbereit hast, wenn Du sie brauchst. Ein Sprichwort sagt: Die beste Kamera ist die, die Du dabei hast. Da ist was dran. Die schlechteste Kamera, die Du dabei hast, ist immer noch besser, als die tolle Kamera, die Du zuhause gelassen hast. Jeder, der eine Kamera, die mehrere Kilogramm wiegt, schon einmal an einem langen Tag in der Tasche dabei hatte, weiß es zu schätzen, wenn die Kamera klein und leicht ist.

Durch die geringe Größe ist eine kompakte Kamera auch super, wenn man beim Fotografieren diskret sein möchte. Man fällt damit nicht sonderlich auf und die meisten Menschen werden annehmen, dass man als Tourist unterwegs ist.

Leider bringen Kompaktkameras jedoch auch viele Nachteile, durch die man sehr viele (zu viele!) Kompromisse eingehen muss, wenn man ambitionierter Fotografieren möchte.
Einer der größten Nachteile ist der kleine Sensor. Kleine Sensoren arbeiten bei schlechten Lichtverhältnissen sehr schlecht, was dazu führt, dass die Bilder bereits ab ISO 400 aufgrund des Rauschens bereits unbrauchbar sind.
Ein weiterer negativer Punkt ist, dass die Tiefenschärfe (die Gesamtfläche im Bild, die im Fokus steht und scharf abgebildet ist) immer sehr hoch ist. Das ist oft eine gute Sache, führt aber auch dazu, dass man sehr eingeschränkt in den Möglichkeiten ist, Motive vom Hintergrund zu trennen.
Noch dazu sind die Objektive in der Regel eher von mittelmäßiger Qualität und bringen nur begrenzte Blendenwerte mit sich, was sich wiederum auf die Bildqualität auswirkt.

Im Vergleich zur DSLR-Kameras verwenden Kompaktkameras kein Spiegelsystem. Das bedeutet, dass man auf den LCD-Bildschirm angewiesen ist, um das Motiv zu komponieren. Bei hellem Licht führt das zu Problemen und ist deutlich unpraktischer, als mit einem optischen Sucher zu arbeiten.

Die ärgerlichste Eigenschaft von Kompaktkameras ist jedoch die berüchtigte Auslöserverzögerung – die Verzögerung zwischen dem Drücken des Auslösers und dem tatsächlich aufgenommenen Foto, die von einer halben Sekunde bis zu mehreren Sekunden variiert! In der Zeit kann sich Dein Motiv bereits weiterbewegt haben und das Bild ist dahin. Das hat viel damit zu tun, dass das Autofokussystem langsam ist. Die Situation hat sich in den letzten Jahren zwar verbessert, aber es bleibt immer noch einer der Hauptgründe, warum Menschen auf DSLRs umsteigen wollen, da es zu oft vorkommt, dass aufgrund der Auslöseverzögerung gewisse Aufnahmen zu verpassen (und das ist wirklich mega frustrierend).

Eine weiteres Problem bei Kompaktkameras ist, dass die Hersteller im Allgemeinen davon ausgehen, dass der Fotograf möchte, dass die Kamera alle Entscheidungen trifft. Es ist oft schwierig und unpraktisch, wenn nicht gar unmöglich, die verschiedenen Kameraeinstellungen manuell und nach eigenen Wünschen anzupassen. Nur wenige Kameras bieten P/A/S/M-Modi anstelle von Szenenmodi. Viele Bedienelemente sind auch tief in den Menüs verborgen, so dass sie nicht im Handumdrehen geändert werden können.

Es sollte jedoch beachtet werden, dass diese Art von Kamera den Druck der Mobiltelefone spürt, so dass es jetzt eine Reihe von Punkt- und Aufnahmekameras mit erweiterten Funktionen und größeren Sensoren gibt, mit denen es möglich ist, großartige Ergebnisse zu erzielen.

Beispiele für Kompaktkameras
Sony DSC-RX100 Cybershot
Panasonic LUMIX DMC-TZ 81 EG-S
Canon IXUS 185

2. DSLR

Eine digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) ist heutzutage die Kamera der Wahl, wenn es darum geht, wenig bis keine Kompromisse machen zu müssen. Das macht sich jedoch bei Gewicht und Größe und nicht zuletzt auch im Preis bemerkbar. Dafür bekommt die Möglichkeit, mit austauschbaren Objektiven immer das beste für den jeweiligen Anlass zu haben. Darüber hinaus verfügen die Kameras über große Sensoren, um eine geringe Tiefenschärfe und eine gute Qualität bei schlechten Lichtverhältnissen und Dynamikbereichen zu ermöglichen.

DSLR-Kameras haben einen optischen Sucher, der auch bei schlechten Lichtverhältnissen dabei hilft, das Motiv zu rahmen und der im Allgemeinen reaktionsschneller ist, als elektronische Sucher.

Auslöseverzögerungen, wie man sie von Kompaktkameras kennt, sind hier kein Ärgernis mehr: mit Betätigen des Auslösers wird das Bild direkt aufgenommen, da der Autofokus im Allgemeinen sehr schnell arbeitet (hängt aber auch vom verwendeten Objektiv ab) und selbst Einstiegskameras eine manuelle Steuerung ermöglichen.

Es gibt mehrere verschiedene Sensorgrößen. Als Crop-Sensoren bezeichnet man die kleineren Sensoren wie APS-C oder DX. Das Gegenstück dazu sind Vollformat-Sensoren, auch als FX-Sensoren bezeichnet. Diese entsprechen genau der Größe des Kleinbild-Films (35mm). High-End-Kameras verwenden Vollformat-Sensoren, was meist mit der Bildqualität bei schwierigen Lichtverhältnissen zu tun hat.

Eine DSLR-Kamera ist in jeder Hinsicht besser, als eine kompakte Kamera. Sofern Du sie dabei hast.

Beispiele für DSLR-Kameras
Canon EOS 2000D
Canon EOS 80D
Nikon D5600

3. Spiegellose Kameras

Spiegellose Kameras (oder auch Systemkameras) sind neue Hybride, die ungefähr 2008 auf den Markt kamen. Es gibt verschiedene Standards: Sony hat NEX, Panasonic und Olympus verwenden Micro-Fourthirds und Fuji hat die X-Serie. Das Konzept besteht darin, den für den optischen Sucher einer DSLR notwendigen sperrigen Spiegel und das Pentaprisma zu entfernen, aber die anderen Fähigkeiten, insbesondere große Sensoren und Wechselobjektive, zu erhalten. Dies ermöglicht eine drastische Verkleinerung der Größe und bringt sie näher an die Kompaktkameras heran als DSLRs. Ob sich das Opfer des optischen Suchers im Austausch für eine kleinere Größe lohnt, ist eine persönliche Entscheidung. Seit einigen Jahren verwenden die Hersteller auch größere Sensoren in ihren Kameras und treten somit in direkte Konkurrenz zu DSLRs.

Im vergangenen Jahr sind sowohl Nikon als auch Canon mit dem Nikon Z-Mount und den neuen Canon Semi-Pro-Modellen in den spiegellosen Markt eingestiegen. Es scheint, als würde Mirrorless einen festen Platz in den Sortimenten der Hersteller bekommen. Spiegelfreie Systeme sind leichter, besser für Videofilmen geeignet, werden aber von professionellen Anwendern im Moment noch nicht ganz so ernst genommen.

4. Mittelformat-Kameras

35mm-Kameras zählen als Standardformate in der Fotografie. Aber es gibt noch größere Filmformate wie zum Beispiel das Mittelformat. Die günstigsten digitale Mittelformatrückteile starten bei ungefähr 5.000 bis 8.000 Euro ohne Objektive. Aber die Auflösung und Bildqualität ist schwer zu übertreffen. Wenn man die eigenen Bilder aber nicht groß drucken möchte, ist der Unterschied zu High-End-DSLRs kaum sichtbar. Mittelformatkameras werden hauptsächlich von kommerziellen Fotografen und (großen) Landschaftsfotografen verwendet.

Beispiele für Mittelformatkameras
Pentax 645Z
Leica S

5. Last but not least: Die Exoten

Zu den Exoten zählen wir alles andere. Dazu gehören mittlerweile auch alle analogen Kameras. Ein kleiner Rundgang:

  • Als Großformatkameras bezeichnet man die Kameras, die aus einer Holzbox mit Balgen und einem schwarzen Tuch, das den Fotografen versteckt, bestehen. Ihre Auflösung kann sogar die von MF-Digitalrückteilen übertreffen, aber das große Negativformat macht alles schwieriger. Angefangen beim Filmkauf über die Entwicklung und das Scannen bis hin zum Drucken.
  • Messsucherkameras sind eine weitere Alternative zu DSLRs. Bei diesen Kameras ist der optische Sucher mit einer Scharfeinstellhilfe ausgestattet. Manuelles Fokussieren ist dadurch einfacher. Die wohl bekanntesten Kameras hier sind die der Leica-M-Familie. Fotojournalisten und Streetfotografen lieben sie, aber ihre Lernkurve hat es in sich.
  • Holgas/Lomos sind sehr beliebt zum Spielen und Herumexperimentieren. Die Kamerabodys sind absichtlich von schlechter Qualität, undicht (bedeutet: Licht fällt ein) und komplett aus Plastik. Darüber hinaus hat man so gut wie keinerlei Einstellmöglichkeiten, um das Ergebnis zu beeinflussen. Technisch gesehen sind die fotografischen Ergebnisse schlecht, haben aber einen besonderen Look, den viele Menschen sehr mögen. Die Kameras sind sehr günstig und es macht Spaß, mit ihnen herumzuexperimentieren. Leider werden sie nicht mehr produziert. Aber auf dem Gebrauchtmarkt ist noch einiges für Liebhaber zu finden.
  • Handykameras – Jeder hat mittlerweile ein Mobiltelefon und die darin verbauten Kameras sind von Jahr zu Jahr besser geworden. Es ist die Kamera, die man im Prinzip immer dabei hat. Die Kameras von Smartphones werden die Kompaktkameras vermutlich bald vom Markt gedrängt haben.

über

Hi, ich bin Melanie, Wahl-Hamburgerin und ich liebe es zu Reisen und zu Fotografieren. Doch auch Hamburg bietet jeden Tag wieder ganz tolle Motive. Um anderen Menschen Fotografie näher zu bringen, habe ich photocademy als Herzensprojekt gegründet und hoffe, viele von euch damit inspirieren und unterstützen zu können.